YOU’s Letter 08/17: Kontemplation und Präsenz

"Ich habe mich verloren, wie kann ich wieder bei mir selbst ankommen?", dies höre ich oft von meinen Klienten. Hier finden Sie hilfreiche Impulse, wie Sie einfach einmal innehalten und das Zentrum wiederfinden.

Sich selbst im inneren Frieden begegnen


Liebe wertvolle Menschen,

oft höre ich in meinen Coachings: „Ich habe mich verloren, wie kann ich wieder bei mir selbst ankommen?“ Das Tempo der Zeit bestimmt uns, wir haben häufig das Gefühl, dass wir fremd bestimmt werden. Die Fürsorge für den Alltag wird zur Sorge, zu einem Gefühl des Mangels, zu einem Gefühl des Getriebenseins.

Wir glauben wir haben die Zeit im Griff doch sie scheint uns im Griff zu haben. So glauben wir, dass wir uns selbst auflösen. Die Folge ist, dass dieses Gefühl uns unbewusst bestimmt und unzufrieden macht.

Doch das ist nicht die Wahrheit. Wir haben die Möglichkeit jederzeit zu entscheiden und unsere Einstellung zum Leben zu verändern. Einhalten, Wahrnehmen, Atmen und im Hier und Jetzt beobachten – erste Schritte, um uns selbst so zu entdecken, wie wir wirklich sind. Schon Erasmus von Rotterdam sagte: „Es ist das höchste Glück auf Erden, der sein zu wollen, der man wirklich ist!“

Einfach einmal innehalten und das Zentrum wiederfinden, die Achse im Rad des Lebens sehen, welche alles zusammenhält, um eine gesunde Balance zu finden. So läuft es rund. Einige Impulse zur Stille, zur Präsenz und Kontemplation möchte ich Ihnen in diesem YOU´s Letter darlegen, um Ihr wirkliches Selbst (wieder) zu entdecken.

Ihre Ellen Buttgereit


Lebenswertes

Einfach wertungsfrei betrachten

Kontemplation im Alltag

Was ist Kontemplation?

Der Begriff Kontemplation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie: „Richten des Blickes nach Etwas“ oder auch „Anschauung“. Im philosophischen oder spirituellen Sinn bedeutet es auch „Konzentriertes Betrachten“.
Diese Zeit nehmen wir uns im Alltag für uns selbst kaum. Vielleicht haben wir es sogar verlernt, etwas oder uns selbst ohne Ablenkung wirklich anzusehen. Eine kontemplative Lebensform, eine Betrachtung der geistigen Innerlichkeit, wie es meist in Klöstern gelebt wird, scheint somit etwas Gegensätzliches zu einer Lebensweise, die auf äußere Aktivität ausgerichtet ist, zu sein.

Das Spannungsverhältnis zwischen Aktivität und innerlicher Betrachtung hat schon die Menschen in der Antike heftig diskutieren lassen. Auch heute noch hat jeder Mensch eine Sehnsucht nach innerem Frieden. Eine Sehnsucht bei sich selbst anzukommen.
Ich denke, wir brauchen nicht ein „Entweder oder“ sondern ein „Sowohl als auch“ in unserem Leben. Damit meine ich, wir brauchen sowohl eine kontemplative, geistliche Betrachtung unseres Lebens – als auch eine äußere Aktivität mit dem Gefühl Gestalter zu sein. Geistliche Betrachtung unseres inneren Selbst und sinnvolle Aktivität in ausgewogenem Maße.

Der Weg zum „Konzentrierten Betrachten“ führt über den Weg der Selbstbetrachtung – das bedeutet bewusstes Wahrnehmen der Atmung, des Körpers, die Bereitschaft Gedanken ziehen zu lassen – um so in eine Art Rolle des „Inneren Zeugens“ zu kommen. Diese Selbstbetrachtung lässt uns paradoxer Weise von unserem äußeren, „Getriebenem Selbst“, los werden, um bei unserem „Wirklichen Selbst“ an zu kommen. Viele spirituelle Lehrer aus unterschiedlichsten spirituellen Richtungen und Kulturen kennen dieses Geheimnis. Ich nenne es „Hingabe vor Selbstwirksamkeit“.

Eine Einführung zum „Inneren Frieden“ als Achtsamkeitsübung von Richard Rohr, kann Ihnen helfen bewertungsfreies Betrachten zu üben:

  1. Focussiere Deine Sinne auf einen einzigen Gegenstand – konkret im Hier und Jetzt.
    Gebe ihm einfach Raum – er ist einfach da – Beobachte!
  2. Erspüre die Stille im Körper und im Geist – durch Nachspüren Deines Atems.
  3. Du musst dich entscheiden den Gegenstand in keiner Weise zu beurteilen. Lerne den Gegenstand wertzuschätzen ohne ihn zu bewerten. Akzeptiere ihn so wie er ist.
  4. Lausche auf den Gegenstand – höre – lasse zu dass sich ein einfacher Dialog einstellt.
  5. Daraus wird nach einiger Zeit ein Gefühl der inneren Weite – Das konkrete liebevolle Bewusstsein für einen Gegenstand führt zu einem Moment der Zeitlosigkeit im Hier und Jetzt

Lesenswertes

Was wir von den Mystikern lernen können

Pure Präsenz

Unser Erleben und Denken ist geprägt von Gegensätzen: Wahr oder Falsch, Gut oder Böse, … .
Täglich lernen wir, dass aus diesem Denken Gewalt und Fundamentalismus entstehen. Richard Rohr zeigt uns, wie wir von den Mystikern lernen können, das dualistische Denken zu überwinden, um mit Paradoxien leben zu lernen.

„Pure Präsenz“ gleicht einer frischen Brise. Richard Rohr lädt uns ein, zur Ruhe zu kommen …. zu Orten, an die wir niemals gedacht hätten“ Jim Wallis – spiritueller Berater von Hillary Clinton

Richard Rohr geb. 1943, Franziskanerpater. Gründer des „Zentrums für Aktion und Richard Rohr geb. 1943, Franziskanerpater. Gründer des „Zentrums für Aktion und Kontemplation in New Mexico/ USA. Seine Bücher sind weltweite Erfolge.


Bemerkenswertes

Hinter die Tür zu mir Selbst blicken

Viele Menschen haben ein Problem mit dem Alleinsein und der Stille

Es ist paradox, manche Menschen finden nicht zur Stille, weil Sie es als Kind nicht gelernt haben das gute, gesunde Alleinsein zu beherrschen. Es gab als Kind und gibt auch heute als Erwachsener ständige Ablenkung, Kontrolle, Erwartungen von Außen, die wir glauben erfüllen zu müssen.

So hören wir auf andere und hören uns selbst nicht mehr zu.

So sehen wir auf andere und vergleichen uns und sehen uns selbst nicht mehr.

Stille öffnet die Tür zu uns selbst.
Sie lässt die inneren Stimmen lauter werden. Stille stellt Fragen, die die Aktivität im Alltag unterdrückt. Dies löst oft Angst aus, denn durch die Stille werden wir herausgefordert uns selbst auszuhalten und uns selbst dem Leben hinzuhalten. In der Stille können Fragen auftauchen wie: Wie fühle ich: Wie fühle ich mich gerade? Was brauche ich wirklich? Was gibt mir Sinn und wozu mache ich das alles? Was hat die Stille mir zu sagen?
Hier bekommen wir von Außen keine schnellen Antworten, die Antworten müssen aus uns selber kommen.

Doch fest steht:
Je mehr wir uns in die Stille trauen, desto mehr trauen wir uns selbst!


Wissenswertes

Alleinsein kann wie ein frischer Wind für die Seele sein

„Einsamkeit ist ein Teil eines biologischen Warnsystems, das sich entwickelt hat, um Menschen auf Schäden an ihrem sozialen Körper hinzuweisen“ schreibt John Cacioppo, Neurowissenschaftler und Sozialforscher von der University of Chicago. Er ist der wichtigste Einsamkeitsforscher der Welt.

Das Einsamkeitsgefühl ist ein Warnsignal wie Durst

So wie Durst, Hunger oder Schmerz und weist uns Einsamkeit darauf hin etwas zu ändern, damit wir gesund bleiben. Organisiere Dir Kontakte, denn eine Soziale Isolation kann gesundheitsgefährdend wirken. Mediziner belegen, dass Einsamkeit zu Bluthochdruck und zu Irritationen im Schmerz und Immunsystem führen können und somit Folgeerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen und einen erhöhte Infektionsgefahr auslösen können.

Ein Mensch ist einsam, wenn er andere Menschen um sich herum vermisst.

Ein Mensch ist allein mit sich selbst, wenn keiner um ihn herum ist und er es genießen kann.

„Alleinsein dient der Regeneration, man kann die Dinge innerlich klären. In vielen Kulturen ist der Rückzug ein wichtiger Prozess psychischer Reife“, sagt Dietrich Munz, Vorsitzener der Psychologenkammer.

Das gute Alleinsein
Gesund ist es also demnach, das gute Alleinsein zu beherrschen. Es geht darum sich von anderen von Zeit zu Zeit zu entfernen und sich nach der Selbstfindung ihnen wieder zu nähern. Auch hier geht es um ein „Sowohl als auch“. Leben in Einseitigkeit ist ungesund. Wichtig ist eine gesunde Balance zu finden und das Alleinsein als Kraftquelle zu erfahren. Es hilft sich regelmäßige Zeiten der Stille zu gönnen, im Auto bei abgestelltem Radio, ein Spaziergang, ein Einhalten auf einer Bank in der Natur.

Finden Sie Ihre Rituale.
So wie Kinder sich in gesunder Umgebung ganz dem Hier und Jetzt im Spiel hingeben können, so kann jeder sein ganz persönliches „Spiel der Stille“ suchen.

Es ist dann wie ein Tanz der Gedanken ohne zu Denken. Man will nichts, strebt nach nichts, freut sich auf nichts, fürchtet nichts, man darf einfach sein …..


Hörenswertes

Zum Reinhören bitte hier klicken

Die kleine Seele spricht mit Gott

Von Neal Donald Walsh nach der gleichnamigen Parabel und dem Buch „Gespräche mit Gott“.
22 Minuten für etwas mehr Ruhe und Besinnlichkeit.


Liebenswertes

Auf dem Weg sein, einhalten und einfach mal sich selbst gönnen

Gönne Dich Dir Selbst

„Wenn du ganz und gar für alle da sein willst,
nach dem Beispiel dessen,
der allen alles geworden ist,
dann lobe ich Deine Menschlichkeit –
aber nur, wenn sie voll und echt ist….

Damit Deine Menschlichkeit allumfassend
und vollkommen sein kann,
musst Du nicht nur für alle anderen,
sondern auch für dich selbst
ein aufmerksames Herz haben.

Wenn alle Menschen ein Recht auf Dich haben,
dann sei auch Du selbst ein Mensch,
der ein Recht auf sich selbst hat.
Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben…?

Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht,
wem kann der gut sein?

Denk also daran:
Gönne Dich dir selbst.
Ich sage nicht: Tu das immer.
Ich sage nicht: Tu das oft
Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal.“

(Aus einem Brief von Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen II)